Zu Besuch bei Sebastian Kneipp

Eine intensive Woche erwartete die Teilnehmenden der Seniorenferien 2023 in Bad Wörishofen. Neben literarischen «Nachspeisen» und allabendlichen Spielveranstaltungen erfuhren sie, wieso die Miete in der «Fuggerei» so preiswert ist oder weshalb sich der «Geigen- und Lautenbau» gerade in Füssen entwickelt hat. Hans Jakob Gut berichtet, wie er die Ferien erlebt hat.

Am Samstag, 26. August, versammelten sich morgens um neun Uhr 23 Teilnehmende beim Kirchgemeindehaus Kilchberg. Nach der Wegsegnung und allgemeinen Informationen durch Stefan Schori und Linda Gratwohl, die zusammen mit Caroline Matter und Markus Gratwohl die Reise begleiteten, fuhr uns Busfahrer Franz Wilhelm aus Augsburg pünktlich dem Ferienziel Bad Wörishofen entgegen. Bei Regen trafen wir um 15.30 Uhr am Zielort, dem Hotel Steinle, ein. Nach einem ausgezeichneten Abendessen folgte eine Vorstellungsrunde mit teilweise erfundenen Angaben, wobei es galt, falsche von wahren Aussagen zu unterscheiden. Danach las uns Stefan Schori als literarische Nachspeise zwei Geschichten von Pedro Lenz vor.

Gottesdienstbesuch in Bad Wörishofen
Den zweiten Tag begannen wir mit einem Spaziergang zum Gottesdienst in der evangelischen Kirche. Um auf die Besonderheiten des evangelisch-lutherische Gottesdienstes aufmerksam zu machen, wurde er uns zu Ehren speziell gestaltet.  Ein Kantor intonierte einen gregorianischen Gesang, den die Gottesdienstteilnehmenden mit deutschsprachigen Einlagen begleiteten. Eine Besonderheit bildete die Sprechsequenz zwischen dem Pfarrer als Martin Luther und seiner Frau Käthe. Der Nachmittag stand zur Verfügung, um entweder ein Kurkonzert oder Cafe zu besuchen oder mit Regenschirm bewaffnet die Fensterauslagen und den Kurpark von Bad Wörishofen zu besichtigen. Nach dem Nachtessen und zwei weiteren Geschichten aus dem Fundus von Perdro Lenz, packten zum Tagesabschluss Noldi und Marianne Zuber ihre Wunderkiste an Spielen aus.

Preiswerte Miete in der «Fuggerei»
Der dritte Tag stand im Zeichen der Besichtigung von Augsburg, einer der ältesten Städte Deutschlands. Eine Führerin stand bereit, um uns die «Fuggerei» zu zeigen.  Seit 1521 wird diese Wohnsiedlung auf 15’000 Quadratmeter für Bedürftige betrieben. Von Jakob Fugger und seinen Brüdern gegründet, zahlen die Bewohner auch heute noch eine Jahresmiete kalt von nur 0.88 Euro. Für Nebenkosten Heizung, Wasser und Abwasser, Strom und Infrastrukturkosten müssen die Bewohner pro Monat ca. 90 Euro rechnen. Dafür erhalten sie zwei Zimmer, Bad und Küche, es bestehen jedoch Wartelisten. Die Bedingungen für eine Bewerbung: Ein Monatseinkommen von maximal 1200 Euro, kein Vermögen, das Augsburger Bürgerrecht, praktizierender Katholizismus und dreimal tägliches Gebet. Die Entwicklung ging mit der Zeit. Heute weisen Bad und Küche einen guten Standard auf, und die Einrichtung der Wohnung ist den Bewohnern überlassen. In früherer Zeit bewohnten bis zu 300 Personen die Siedlung, heute sind es ca. 160. Wie kommt es, dass auch heute noch eine so geringe Jahresmiete möglich ist? 3200 Hektaren Waldbestand, ein Einkommen aus Geschäfts- und Wohnhäusern sowie grosszügige Spenden machen dies möglich. Nach dem Krieg wurde ein Grossteil der Häuser wiederaufgebaut. Die interessante Führung endete mit dem Gang zum Ratskeller, wo wir Bayern die Ehre erwiesen: Salat zum Einstieg und anschliessend Weisswürste und Brezen.

Katholische und protestantische Kirche
Nach dem Mittagessen teilte sich die Gruppe; Linda Gratwohl begleitete einen Teil ins Caféhaus, Stephan Schori die anderen in die katholische Kirche St. Moritz. Die nach dem Krieg wieder aufgebaute Basilika, ein schlichtes, mit portugiesischem Kalkstein ganz in Weiss gehaltenes katholisches Gotteshaus mit wenigen Holzfiguren, beeindruckte sehr. Die dritte Gruppe brach mit Caroline Matter, Markus Gratwohl und der Stadtführerin zu einer kurzen Führung auf, die in der St. Anna-Kirche endete. Diese ab 1548 protestantische Kirche steht in totalem Gegensatz zur Kirche St. Moritz: Das Hauptschiff mit Rokokoelementen stammt aus dem Spätbarock, und der Kreuzgang ist voll von Mauergrabstätten. Eine Besonderheit stellt die integrierte katholische Kapelle dar, welche die Grabkapelle Jakob Fuggers bildet. Damals war St. Anna noch ein katholisches Gotteshaus, die Kapelle wurde nach dem Übergang zum Protestantismus belassen.

Am nächsten Tag mussten wir uns von Stefan Schori verabschieden, den wir nicht nur wegen der Pedro-Lenz-Geschichten vermissten. Ein freier Tag in Bad Wörishofen stand zur Verfügung. Es luden ein: Besuch des Kneippmuseums, Kurkonzert, Flanieren in den Ladenstrassen und im Kurpark oder Wohlfühlprogramm in der Therme, einem Komplex von Wasserwelten mit Ferienatmosphäre. Am Nachmittag konnte, wer Lust hatte, im Hotel den humoristischen Film «Der Wasserdoktor» über das Leben von Dr. Kneip ansehen.

Stadt des Lauten- und Geigenbaus
Füssen ist eine Kleinstadt mit 15’000 Einwohner und intakter Altstadt, die während des Kriegs verschont blieb. Sie stand am fünften Tag auf dem Programm. Nach einer Stadtführung mit Klaus ging’s ins Museum. Der Ort ist bekannt wegen des nahe gelegenen Schlosses Neuschwanstein, aber auch als die führende Stadt des Lauten- und Geigenbaus im 15. bis 18. Jahrhundert. Klaus’ Erklärungen zu «Lauten- und Geigenbau» waren sehr informativ, auch dank der musikalischen Beispiele. Anschliessend konnten wir die Altstadt während zweieinhalb Stunden auf eigene Faust entdecken.

Über Lindau zurück
Am letzten Tag besammelten wir uns nach dem Frühstück um 9.45 Uhr beim Bus und kontrollierten, ob das eigene Gepäck auch eingeladen wurde. Bei schönstem Sommerwetter kommentierte unser neuer Fahrer Leo die Fahrt zu unserem Ziel Lindau. Nach einem einstündigen Freigang im schönen Städtchen trafen wir uns im Restaurant «Alte Post» zu einem ausgezeichneten Essen in gediegenem Rahmen.

Um zwei Uhr starteten wir Richtung Kilchberg, wo wir kurz nach 16 Uhr ankamen. Es folgte die grosse Verabschiedung mit Vorfreude bereits auf die nächsten Seniorenferien in Andeer. Ein besonderer Dank für die Organisation und Begleitung geht an Caroline Matter, Linda und Markus Gratwohl und Stephan Schori. Es war grossartig!

Hans Jakob Gut

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