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Samtige Spitzentöne und temperamentvolle Duette

Mit einem erfrischend abwechslungsreichen Opern- und Liedprogramm startete die reformierte Kirche Kilchberg ins neue Jahr. Von Puccini über Lehar bis zum italienischen Volkslied boten die drei Solokünstler:innen Gesang auf hohem Niveau. Das zahlreiche Publikum lohnte es ihnen mit begeisterten Bravo- und Zugaberufen.

Wie schon in den Jahren zuvor, war die Kirche voll, was mit dem grossem Christbaum und den vielen Kerzen den Eindruck des Festlichen erhöhte und den Zuhörenden das Gefühl gab, das Jahr mit etwas ganz Besonderem zu beginnen. Organist Max Sonnleitner machte die Einführung und gab Hinweise zu den eher unbekannten Titeln, wie dem Eingangsstück «Musica Prohibita» von Stanislao Gastaldon, einem nach seinen Worten «One Hit-Wonder» der damaligen Zeit.

Spielfreude im Walzertakt

Sopranistin Selena Combera überzeugte bei diesem Kunstlied genauso wie bei Ernesto De Curtis «Non ti scordar di me» oder Giacomo Puccinis bekanntem «Oh mio bambino caro» aus der Oper «Gianni Schicchi». Mit ihrem volltönenden Sopran verband sie darstellerische Qualitäten, die sie beim mit viel Koketterie vorgetragenen Walzer der Musetta aus «La Bohème» oder den Ensembleszenen aus «Die lustige Witwe» gekonnt einsetzte.

Nazariy Sadisvskyy wirkte demgegenüber etwas verhaltener, konnte dafür mit einer Tenorstimme, die in allen Lagen wunderbar rund und nie forciert klang, punkten. Das zeigte sich etwa in der Arie «Una furtiva lagrima» aus der Oper «L’Elisire d’Amore» oder der Arie des Hans «Wart, nur wart» aus Smetanas Oper «Die verkaufte Braut». Besonders anrührend sang er das melancholische ukrainische Volkslied «Chornii brovy», bei dem wohl kaum jemandem, der «nahe am Wasser gebaut hat», die Tränen nicht zuvorderst standen.

Auf den Spuren von Zarah Leander

Mezzosopranistin Bernadetta Sonnleitner hatte sich an diesem Abend eher Titel der leichteren Muse ausgesucht. Michael Jarrys «Davon geht die Welt nicht unter», interpretiert von Zarah Leander im UFA-Film «Die grosse Liebe», bot sie mit der nötigen Spur an Sinnlichkeit dar. Dabei ist ihr hoch anzurechnen, dass sie nicht der Versuchung erlag, in den Schunkelrhythmus einzustimmen, den der Refrain evoziert. Dass sie auch im klassischen Repertoire zuhause ist, zeigte sie in der Arie «Voce di donna o d’angelo» aus der Oper «La Gioconda», wo sie den tragischen Untertönen der Arie einer blinden Frau, die als Hexe verbrannt werden soll, vollumfänglich gerecht wurde.

Zwei Katzen im Duett

Von den Duetten und Ensembleszenen bleibt das «Katzenduett» von Rossini in Erinnerung, das Bernadetta Sonnleitner und Selena Colombera mit viel Humor und Spielfreunde vortrugen. Zahlreiche Lacher aus dem Publikum begleiteten das nur aus «Miau»-Lauten bestehende Stück. Die Gala endete mit einer Ensemble-Szene aus der «Lustigen Witwe», einer Zugabe und begeistertem Applaus. Dieser galt neben den grossartigen Sängerinnen und Sängern auch Rafael Gordillo, der die Solisten feinfühlig begleitet hatte. Gelegenheit, sich über den Abend, die Künstler:innen, das neue Jahr oder was auch immer zu unterhalten, bot der anschliessende Apéro im Kirchgemeindehaus.

Robin Ziltener

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