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Freitag-Frauen-Apéro – «Miss Marple» ermittelt auch bei Schneesturm

Louisa Erismann hat einen nicht alltäglichen Beruf. Am Freitag-Frauen-Apéro vom 12. Mai berichtet sie von präparierten Banknoten, eifersüchtigen Ehemännern und nächtlichen Beschattungen.

Eine Frau beobachtet Passantinnen und Passanten an der Bahnhofstrasse. Sie hält Ausschau nach einer Person, von der sie nur die Augenpartie kennt. Sie wartet, dann ein Treffer! Die gesuchte Person überquert die Strasse, und die Detektivin hat ihre Ausbildungsaufgabe mit Bravour gelöst. Sitzt man ihr gegenüber, scheint es kaum zu glauben, dass diese zierliche und gepflegte Pensionärin als «Miss Marple von Zürich» bezeichnet wird, eine eigene Detektei im Seefeld betreibt und ihre Nächte mit Beschattungen und langen Autofahrten verbringt. «Ein grosser Vorteil», meint sie, «niemand vermutet, dass ich Detektivin bin, und ich komme an Informationen, die ein Mann im Normalfall nicht erhält».

Häufigster Konsultationsgrund: «Fremdgehen»

Seit acht Jahren ist die Referentin als Detektivin tätig und hat eine Aufklärungsrate von rund 90 Prozent. In den übrigen Fällen stellt sich meist heraus, dass an der Sache nichts dran ist. Sie wird angefragt, wenn es um Adressermittlungen und den Einsatz als Ladendetektivin geht, wenn jemand Begleitschutz benötigt oder bei Fragen wie: Nimmt meine Tochter Drogen? Wie verdient mein Lebenspartner sein Geld?  Zur Hauptsache aber bei vermutetem Fremdgehen: «Eifersucht ist ein starkes Motiv, mit mir in Kontakt zu treten», bestätigt sie. In solchen Fällen gehe es meist um längere Beschattungen. Um nicht erkannt zu werden, hat sie eine Tasche mit diversen Utensilien wie Mütze, Hut, Perücke, Sonnenbrille und Schal dabei. Als Hilfsmittel benutzt sie Kameras, Videogeräte und Feldstecher. Tracker kommen gelegentlich zum Einsatz, jedoch nur mit Erlaubnis der Auftraggebenden.

Präparierte Geldscheine

Ein Arzt konsultierte sie, weil seine Frau vermutete, dass ihr Geld entwendet werde. Das Ehepaar verdächtigte die Putzfrau. Die Detektivin schlug vor, der vermuteten Täterin eine Falle zu stellen. Sie präparierte Geldscheine mit einem unter Infrarot sichtbaren Pulver und deponierte diese im Auto in der Garage, wo die Diebstähle vermeintlich stattfanden. Dann wartete sie. Tatsächlich tauchte die Putzfrau nach eineinhalb Stunden auf und machte sich am Auto zu schaffen, während sie von Louisa gefilmt wurde. Zur Rede gestellt, stritt sie alles ab, selbst nach Vorlegen der Beweise. «Die Frau musste aufs Revier, und die Polizei fand das Geld in ihrem BH versteckt. Es stellte sich heraus, dass sie auch an anderen Putzstellen gestohlen hatte, und sie wurde entlassen», schildert die Detektivin das Ende der Geschichte.

Coach und Detektivin

Den Entschluss zu einem Beruf, der ihr als Zuger Bauerntochter mit acht Geschwistern nicht in die Wiege gelegt worden war, fasste sie erst nach ihrer Pensionierung. Sie sei schon immer neugierig gewesen, habe eine gute Intuition und schon als kleines Mädchen Geheimnisse lüften können. Nach der Pensionierung habe sie sich gefragt: «Was willst du noch mit deinem Leben anfangen?» Da sie nur eine kleine Rente bezog, entschloss sich sich, weiterzuarbeiten und machte zwei Ausbildungen: eine als Detektivin und eine als Diplomcoach. Sie setzte auf «Detektivin» und investierte ihre Pensionskassengelder in das Unternehmen. «Coaches gibt es wie Sand am Meer, als Detektivin bin ich eine Ausnahme.» Heute verbindet sie beide Tätigkeiten miteinander, was in ihren Augen ein riesiger Vorteil ist: «Dadurch kann ich beispielsweise Mütter mit Kindern vor gewalttätigen Vätern schützen und ihnen beratend zur Seite stehen.» Sie sei ihres Wissens der einzige Coach in der Schweiz mit einer Detektivinnen-Ausbildung. Zu letzterer gehörten Fächer wie Fotografie, Daktyloskopie, Rechtskunde, Internetrecherche, Phantomzeichnen oder Observierungen. Zusätzlich weiss sie, mit Waffen jeglicher Art umzugehen. Der Verbandspräsident habe ihr kein Jahr in diesem Beruf gegeben, worauf sie geantwortet habe: «Ich werde Sie vom Gegenteil überzeugen!»

Weniger Romantik als im Film

Wer in diesem Job tätig sei, brauche Ausdauer, meint die Ermittlerin. Manchmal habe sie achtstündige Einsätze bei minus acht Grad und keine Möglichkeit, eine Toilette aufzusuchen. Dann wieder sei sie stundenlang in der grössten Hitze im Auto unterwegs. Das seien Nachteile, welche die glamourösen Detektive in Film und Fernsehen nicht zur Sprache brächten. «Im Gegensatz zu Szenen in Filmen ist es heute kaum noch möglich, jemand stundenlag vom Auto aus zu beschatten, da langes Parkieren an den wenigsten Orten gestattet ist.» Die Detektivin räumt auch ein, nicht von allen gerngesehen zu sein: «Wenn ich einen Ehemann, der seine Gattin vor acht Jahren im Ausland verlassen hat und keinen Unterhalt zahlt, in der Schweiz aufspüre, ist das keiner, der gut auf mich zu sprechen ist.» In ihrer Detektei hat sie sich soweit abgesichert, dass niemand ohne Anmeldung zu ihr gelangen kann,  und sie fährt ein unauffälliges Auto. Was jedoch sämtliche Negativseiten ihres Berufes aufwiegt und auch heute noch einen unschlagbaren Pluspunkt ihrer Arbeit darstellt, sind ihre Unabhängigkeit, die Abwechslung und vor allem Spannung, die mit jedem neuen Fall verbunden sind: «Wie gehe ich an ihn heran, und gelingt es mir, ihn zu lösen?»

Robin Ziltener

Freitag-Frauen-Apéro, Freitag, 12. Mai 2023, reformiertes Kirchgemeindehaus Kilchberg, Türöffnung: 19.00 Uhr, Referat: 19.30 Uhr. Anmeldung bis spätestens 9. Mai unter www.refkilch.ch/anmeldung oder Tel. 044 715 56 51. Mit Apéro und individuellem Veranstaltungsende

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Ein Gedanke zu „Freitag-Frauen-Apéro – «Miss Marple» ermittelt auch bei Schneesturm“

  1. Bonjour mesdames,

    oh welch’ amüsanter soirée! Das würde mich als Meisterdetektiv Monsieur Hercule Poirot natürlich brennend interessieren. Malheureusement sind nur Frauen eingeladen…

    Avec beaucoup de salutations!

    M. Hercule Poirot de Langnau am Albis

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