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Interview – Freitag-Frauen-Apéro, 20. Mai 22


Bettina Zimmermann, CEO und Mitinhaberin der GU Sicherheit & Partner AG in Wil SG, gibt beim nächsten Freitag-Frauen-Apéro vom 20. Mai, 19.30 Uhr, einen Einblick in ihr Spezialgebiet: Krisen.

Frau Zimmermann, ein aktueller Fall wie derjenige von Bankenchef Pierin Vincenz schadet enorm. Was sind zentrale Massnahmen einer Bank, wenn ein solcher Fall Medienpräsenz erhält?

Das Wichtigste wäre zu verhindern, dass es erst gar nicht so weit kommt. Da sind grundlegende Richtlinien und Regeln verletzt worden, bei denen man hätte erahnen müssen, dass alle diese Skandalpotential haben. Insofern hätte der Verwaltungsrat genau hinschauen müssen. Wenn ein solcher Skandal an die Öffentlichkeit gelangt, dann wird es ganz schwierig und im Fall Vincenz unmöglich, diesen aus den Medien rauszuhalten.

Was hat Sie bewogen, sich mit Krisenmanagement, Krisenkommunikation, Risiko und Sicherheit zu befassen?

Ich war immer ein Mensch, der unter Druck sehr gut arbeiten kann. Das war in den Notfallspitälern so, in denen ich gearbeitet habe, und das ist heute so. Als ich mit 35 Jahren beschlossen habe, noch einmal ganz etwas anderes zu tun, da wusste ich noch nicht, dass ich mal im Krisenmanagement landen würde. Das hat sich mit den Jahren, der Erfahrung und den verschiedenen Ausbildungen so ergeben.

In Ihrem Unternehmen arbeiten viele Frauen. Welche Unterschiede in der Reaktion auf Krisen bestehen zwischen den Geschlechtern?

Ich bin sehr stolz, dass ich in einem Bereich, der immer noch sehr männerdominiert ist, so viele Frauen für das Thema Sicherheit begeistern konnte. Grundsätzlich sind gemischte Teams immer erfolgreicher, egal ob in der Wirtschaft oder in der Politik. Männer und Frauen bringen unterschiedliche Skills mit, und genau diese Unterschiedlichkeit ist auch bei der Krisenbewältigung ein grosser Mehrwert. Frauen achten auf Dinge, die ein Mann vielleicht weniger sieht und umgekehrt.

Warum sind Frauen in diesen Bereichen tendenziell untervertreten?

Einiges mag daher kommen, dass in Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten immer noch weniger Frauen Einsitz haben. Das merke ich insbesondere bei Kriseneinsätzen in Unternehmen. Da haben wir meistens mit Mitgliedern aus der Geschäftsleitung oder dem VR zu tun und somit meistens mit Männern. Ein weiterer Grund kann sein, dass das Krisenmanagement seinen Ursprung in der Armee und den Blaulichtorganisationen hat und auch diese Organisationen eher männerlastig sind. Zum Schluss haben mir auch schon verschiedentlich Frauen gesagt, dass ihnen der Mut fehlte, sich in solche Themen einzubringen. Das finde ich sehr, sehr schade, denn Frauen haben eine andere Wahrnehmung von Sicherheit, und die ist wertvoll. Ich versuche immer wieder, Frauen zu ermutigen, diesen Bereich kennenzulernen.

Krise als Chance. Was antworten Sie?

Meine Worte! Ich bin davon überzeugt, dass Krisen auch Chancen sein können – wichtig ist dabei, wie diese bewältigt werden! Ich durfte einige Unternehmen in ganz ausserordentlich schwierigen Krisensituationen begleiten und konnte erleben, was eine gute Krisenbewältigung ausmacht, und wie dadurch die Reputation eines Unternehmens gewahrt werden konnte.

Inwieweit hilft Ihre berufliche Beschäftigung im Umgang mit privaten Krisen?

Nun, ich persönlich löse private Probleme nach dem genau gleichen Schema, wie wir das auch in Kriseneinsätzen im Unternehmen machen. Ich mache zuerst eine Situationsanalyse, dann eine Problemerfassung und definiere mögliche Wege, die ich gehen oder Massnahmen, die ich ergreifen kann. Das hilft mir, das Chaos im Kopf zu strukturieren. Denn in Problemsituationen haben wir ja meistens ein Gedankenkarussell, das kaum zu stoppen ist. Und da hilft eine klare Struktur sehr.

Können Sie ein Beispiel nennen, in dem Krisenkommunikation in einer Katastrophe endete?

Ein sehr bekanntes Beispiel ist sicher der Fall Carna Grischa. Bei der Fleischhandelsfirma aus Landquart wurde ausländisches Fleisch neu verpackt, umetikettiert und als Schweizer Fleisch verkauft. Zwischen 2009 und 2013 wurde Geflügel- und Rindfleisch verkauft, das mit Schweizer Herkunft gekennzeichnet war, obschon es sich um Fleisch aus dem Ausland handelte. Im gleichen Zeitraum wurden Produkte als Frischfleisch deklariert, obschon sie mit Tiefkühlprodukten vermischt worden war. Abgesehen davon, dass so etwas einfach gar nicht geht, wurde auch falsch reagiert bei der Krisenbewältigung. Das Management hat es auf den früheren Geschäftsführer und auf einfache Mitarbeitende abgewälzt. Da wären aus meiner Sicht andere Massnahmen nötig gewesen. Und gerade dieser Fall zeigt auf, dass man Krisen nie nur mit Kommunikation bewältigt. Es braucht immer auch Krisenmanagement.

Interview: Robin Ziltener

Freitag-Frauen-Apéro, Freitag, 20. Mai, reformiertes Kirchgemeindehaus, Stockenstrasse 150, 8802 Kilchberg, 19.00 Uhr Türöffnung, 19.30 Uhr Referat, ca. 20.30 Uhr Apéro und individuelles Ende der Veranstaltung. Unkostenbeitrag pro Frau: 15.–. Eine Anmeldung ist erforderlich bis spätestens 13. Mai 2022 unter sekretariat@st-elisabeth-kilchberg.ch

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