Auf den Ewigkeitssonntag hin

Erich Fried schreibt in seinem Gedichtband «Lebensschatten»:

Bevor ich sterbe:
Noch einmal sprechen
Von der Wärme des Lebens
Damit doch einige wissen:
Es ist nicht warm
Aber es könnte warm sein.

Bevor ich sterbe:
Noch einmal sprechen
Von der Liebe
Damit doch einige sagen
Das gab es
Das muss es geben

Diese fast etwas melancholisch anmutenden Zeilen beinhalten für mich zwei wichtige Hinweise:
Zum einen weist er auf die Wichtigkeit des Sprechens hin vor dem Sterben. Damit legt er uns ans Herz: Bleiben wir präsent und umhüllen diejenigen, die am Gehen sind mit einem wohltuenden Mantel(pallium) durch unser Dasein, mit unserm Sprechen, dem gemeinsamen Verweilen im Schweigen. So wird es warm!
Zum andern spricht er die Liebe an. Die muss es doch geben! Wie recht er hat: Die Liebe ist stärker als der Tod, sagt doch Paulus im Römerbrief: Denn ich bin dessen gewiss, dass uns nichts trennen kann von der Liebe Gottes, nicht mal der Tod.
Möge diese Ausrichtung uns begleiten in den Zeiten, wo Zeit und Ewigkeit sich besonders nahe kommen.

Christian Frei

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